Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg


Einsatz von computergestützten Lernsystemen in der beruflichen Weiterbildung

Leibbrand, M.

Abteilung Arbeitswirtschaft und Forstbenutzung

 

INHALT

1 Einleitung

2 Betriebliche Weiterbildung

2.1 Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen

3 Computergestützte Lernsysteme

3.1 Geschichtliche Entwicklung des computergestützten Lernens

3.2 Varianten von computergestützten Lernsystemen

3.2.1 Einteilung nach Instruktionsdesign

3.2.1.1 Erklärungssysteme
3.2.1.2 Übungs- und Testsysteme (Drill & Practice)
3.2.1.3 Simulationssysteme
3.2.1.4 Spielsysteme
3.2.1.5 Tutorielle Systeme

3.2.2 Einteilung nach Instruktionsimplementierung

3.2.2.1 Präsentationssysteme
3.2.2.2 Interaktive Systeme
3.2.2.3 Hypertext- und HyperMedia-Systeme
3.2.2.4 Multimedia-Systeme

3.3 Ziel des Einsatzes von computergestützten Lernsystemen

4 Telelearning

5 Einsatzmöglichkeiten in der Forstverwaltung

6 Literaturverzeichnis

Kurzfassung

Die Studie beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen von computergestützten Lernsystemen und den Einsatzmöglichkeiten dieser Lernform für die Weiterbildung von Mitarbeitern. Anforderungen der Unternehmen an die Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen werden und die Vorteile des Einsatzes von computergestützten Lernsystemen werden vorgestellt. Die sich aus dem rasanten Ausbau des Internets ergebenden Möglichkeiten des Telelearning werden detailliert betrachtet und zukünftige Einsatzmöglichkeiten dieses Weiterbildungskonzeptes innerhalb der Forstverwaltung werden beleuchtet.

Schlagwörter: Weiterbildung, computergestütztes Lernen, Internet, Kommunikation

Abstract

The usage of computer supported learning in further education

Through this study the theoretical basis of computer supported learning is analysed and applications of this learning method for further education of co-workers are described. Furthermore requirements of companies for the design of further education methods and the advantages of the use of computer supported learning systems are highlighted. The Internet is growing constantly, therefore the concept of telelearning is examined as well. After the theoretical part of this study the future possible usage of this concept within the forestry department is presented.

keywords: further education, computer supported learning, Internet, communication.

Vorwort

Die Abteilung Arbeitswirtschaft und Forstbenutzung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg beschäftigte sich 1998 in Kooperation mit dem Institut für Forstbenutzung und Forstliche Arbeitswissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit den Einsatzmöglichkeiten der modernen Medien für die fachliche Weiterbildung von Mitarbeitern. Die deutsche Forstwirtschaft kann sich vor den wichtigen technischen Innovationen, die mit diesem Thema verbunden sind, nicht verschließen, um nicht den internationalen Anschluß zu verlieren und konkurrenzfähig zu bleiben. In einer ersten Phase wurden die theoretischen Grundlagen von computergestützten Lernsystemen erforscht und ein Überblick über Varianten dieser Lernform erarbeitet . Wenn im vorliegenden Bericht allgemein von Unternehmen die Rede ist, sind damit immer auch die Unternehmen der Forstwirtschaft gemeint.

 

1 Einleitung

Das verfügbare Wissen unserer Gesellschaft steigt exponentiell und veraltet gleichzeitig immer schneller. Wo bisher eine Berufsausbildung ein ganzes Arbeitsleben lang ausreichend war, wird zukünftig durch den rapiden Verfall des wirtschaftlichen Nutzens von Fachwissen ein steigender Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen entstehen. Daher rückt der Leitgedanke von „lebenslangem Lernen" in Konzepten der betrieblichen Aus- und Weiterbildung immer stärker in den Vordergrund.

Die Bewältigung der permanenten Wissensvermittlung und –aktualisierung ist eine der größten Herausforderungen betrieblicher Qualifizierungsmaßnahmen. Um Rationalisierungseffekte in der Weiterbildung zu erreichen, muß es deshalb Ziel sein, Lehrmethoden zu entwickeln, die den Lernenden zu eigenverantwortlichem und selbst bestimmtem Lernen motivieren.

Computergestützte Lernsysteme werden in zunehmendem Maß von Unternehmen eingesetzt, um diesem Anspruch gerecht zu werden; dabei spielen aber auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine große Rolle. Lernprogramme schaffen die Möglichkeit, eine große Teilnehmerzahl mit Informationen zu versorgen. „Der Knappheit von Ressourcen (z. B. Schulungsräume, Lehrkräfte, Schulungszeiten) kann durch Selbstlernphasen entgegengewirkt werden. Die Entwicklungskosten für Lernprogramme amortisieren sich dabei mit zunehmender Teilnehmerzahl gegenüber den steigenden Seminarkosten für Reise-, Hotel-, Verpflegungsabrechnungen sowie Arbeitsausfall je Teilnehmer bei externen Seminaren" (Seufert, 1996: 4). Außerdem werden Dozenten in der Standartwissensvermittlung entlastet, so daß ihre Ressourcen für spezielle Aufgaben in der Aus- und Weiterbildung, zum Beispiel dem frühzeitigen Erkennen und Planen von notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen, zur Verfügung stehen. Daneben ist die Entwicklung von psychologisch-didaktisch fundierten Lehr- und Lernmethoden notwendige Bedingung für den erfolgreichen Einsatz von computergestützten Lernsystemen.

Durch den Anschluß an private oder öffentliche Netze (z. B. Intranet und Internet) gewinnen computergestützte Lehr- und Lernmethoden außerdem mehr Bedeutung, weil dadurch einem breiten Publikum eine weltweite Informationsbeschaffung zu relativ geringen Kosten möglich ist. Durch die multimedialen Potentiale der aktuellen Computertechnologie werden auch die Voraussetzungen geschaffen, Lernen möglichst interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Der Computer kann dabei eine ganze Reihe traditioneller Geräte ersetzen, als Beispiele können Diaprojektoren, Film- und Videogeräte, Wandtafeln, Tonbandgeräte und Tageslichtprojektoren genannt werden.

Um die Möglichkeiten der modernen Medien nutzen zu können, müssen alle Bewohner des „global village" erst einmal ihre Fähigkeiten zur Selbstlernqualifikation, die als Kommunikationsfähigkeit bzw. Kommunikationskompetenz beschrieben werden kann, entwickeln. Die Enquete-Kommission „Zukünftige Bildungspolitik-Bildung 2000" des 11. Deutschen Bundestages unter Vorsitz von Eckart Kuhlwein definiert die notwendige Selbstlernqualifikation so: „Diese umfassende Fähigkeit und Kompetenz, die man zugleich als die zentrale Schlüsselqualifikation einer künftigen Informations- und Kommunikationsgesellschaft ansehen könnte, schließt die Fähigkeit ein, sich solcher Systeme als Instrumente des Lernens und des Wissenserwerbs anzunehmen und sachkundig mit ihnen umzugehen, ohne zu ihren ‘Sklaven’ zu werden."

 

2 Betriebliche Weiterbildung

Das verfügbare fachliche Wissen steigt exponentiell an, deshalb rückt in vielen betrieblichen Ausbildungskonzepten der Leitgedanke des „lebenslangen Lernens" in den Vordergrund. Dabei stellt sich für Betriebe die Frage, wie die permanenten Kosten dieser notwendigen Aufgabe mit computergestützten Selbstlernsystemen gesenkt und wie die Organisation von Weiterbildungssmaßnahmen erleichtert werden können. „Deutsche Unternehmen geben für betriebliche Aus- und Weiterbildung erhebliche Beträge aus. Bei einer Umfrage wurden dafür je nach Größe des Unternehmens Beträge zwischen Fünfhundert und Tausend Millionen DM pro Jahr genannt, das entspricht einem Bildungsaufwand je Mitarbeiter (für qualifizierte Berufe) von Fünftausend bis Zehntausend DM je Jahr. Die Kosten setzen sich dabei ungefähr zur Hälfte aus Kosten für Ausfallzeiten und echten Kurskosten und Reisekosten zusammen." (Kubicek, 1998: 223)

 

2.1 Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen

Für die Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen ergeben sich für Unternehmen nach Cordes (1997) folgende konkrete Forderungen:

Nutzenorientierung

Für den Erfolg von beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen ist eine konkrete Nutzenorientierung von entscheidender Bedeutung. Die Lerninhalte prägen sich vor allem dann ein, wenn das erlernte Wissen direkt im Arbeitsalltag umgesetzt und eingesetzt werden kann.

Integration in den Betriebsablauf

Ziel ist es die Weiterbildungsangebote durch eine flexible Arbeitsplanung direkt in den Betriebsablauf zu integrieren, um gezielt Prozeßpausen und Nebenzeiten für die Schulungen zu nutzen.

Internationalisierung

Viele deutsche Betriebe beschäftigen eine große Zahl von Ausländern in der Produktion, außerdem sind fast alle mittleren und großen Betriebe auf den internationalen Export ausgerichtet. Damit entsteht in den Unternehmen die Notwendigkeit auch in Weiterbildungsmaßnahmen unterschiedliche Sprachen berücksichtigen zu müssen. Eine Weiterbildung in verschiedenen Sprachen anzubieten, ist praktisch nur durch den Einsatz von computergestützten Lernprogrammen mit Sprachwahl möglich.

Flexibilität

Weiterbildungsangebote sind erst ab einer gewissen Teilnehmerzahl realisierbar und kostendeckend. Flexible Angebote, die von verschiedenen Betrieben gemeinsam genutzt werden können und in denen auf unterschiedliche Ausgangsniveaus eingegangen wird, sind vor allem für kleinere Unternehmen geeignet.

 

3 Computergestützte Lernsysteme

3.1 Geschichtliche Entwicklung des computergestützten Lernens

Die geschichtliche Entwicklung computergestützten Lernens läßt sich nach Lefrancois in Kalkbrenner (1996) in folgende Phasen unterteilen:

Die Lerntheorien der 50er und 60er Jahren basierten auf dem System des Behaviorismus. Auf der Grundlage der Ideen von Skinner wurden mit wenig Erfolg Systeme zum programmierten Lernen mit dem pädagogischen Prinzip von „Drill und Practice" eingesetzt.

In den 70er Jahren wurde u. a. von J. Piaget und Alan Kay unter Berücksichtigung der kognitiven Psychologie das Modell des entdeckenden Lernens entwickelt. Im Konstruktivismus wird davon ausgegangen, daß Wissen nicht vermittelt, sondern während des Lernvorganges vom Lernenden aktiv erzeugt wird,.

Die Lernprogramme der 80er und 90er Jahre bieten durch den Einsatz von Multimedia eine neue Qualität, die erst durch die rasante technische Entwicklung der Computerhardware möglich wurde. Der Lernstoff kann jetzt mit Bilder, Videos und Ton präsentiert werden und der Lernende hat immer mehr die Möglichkeit interaktiv den Lernweg individuell zu wählen.

 

3.2 Varianten von computergestützten Lernsystemen

Computergestützte Lernsysteme lassen sich nach dem Instruktionsdesign und der Instruktionsimplementierung unterscheiden.

 

3.2.1 Einteilung nach Instruktionsdesign

Das Instruktionsdesign ist eine pädagogisch-didaktische Disziplin, die sich mit der professionellen Gestaltung von Lernumgebungen auseinandersetzt. Unter Berücksichtigung des Instruktionsdesigns lassen sich nach Seufert (1996) Computerlernsysteme wie folgt unterscheiden:

3.2.1.1 Erklärungssysteme

Der Lernende kann bei Erklärungssystemen passiv Informationen zu bestimmten Themen abrufen. Die Lerneinheiten sind in viele Untereinheiten aufgeteilt, die vom Lernenden gezielt angesteuert werden können.

3.2.1.2 Übungs- und Testsysteme (Drill & Practice)

Bei Übungs- und Testsystemen steht eine Überprüfung von schon erlerntem Wissen im Vordergrund. Durch die Nutzung des Lernprogrammes soll sich das erlernte Wissen verfestigen und eigenverantwortlich überprüft werden, dadurch sollen vor allem die Gedächnisfähigkeiten trainiert werden. Der Computer übernimmt den Platz von Arbeitsblättern, Übungsaufgaben und programmierten Unterweisungen und präsentiert Fragen. Antworten können in einem „multiple-choice" Test angekreuzt werden und das Programm ist in der Lage falsche Antworten zu erkennen und den Lernenden mit einer Musterlösung zu versorgen.

3.2.1.3 Simulationssysteme

In Simulationssystemen kann der Lernende durch die Veränderung von Parametern aktiv in ein reales oder fiktives System eingreifen und Experimente durchführen. Die Vorteile von Simulationen gelten besonders dann, wenn Realexperimente zu teuer oder zu gefährlich sind. Der Lernende kann in der Simulation entdeckend lernen und sein Wissen ausprobieren.

3.2.1.4 Spielsysteme

Die Übergänge zwischen Spiel- und Simulationssysteme sind fließend, wobei bei Spielsystem der motivationale Anreiz im Vordergrund steht. Die intrinsische Motivation, sich aus eigenem Interesse mit einem Thema zu beschäftigen, soll durch den Unterhaltungswert des Programmes gesteigert werden. Häufig werden Konkurrenz- bzw. Wettkampfsituationen simuliert und der Spieler versucht besser als die Mitspieler abzuschneiden.

In Planspielen haben verschiedene Spieler die Möglichkeit ihr Wissen in praxisnahen Entscheidungssituationen anzuwenden. Diese Art von Spielen beruht auf der Schilderung einer Ausgangssituation und einer Regieanweisung für die Spielteilnehmer. Entscheidungen müssen gemeinsam gefällt werden, dadurch werden Team- und Kommunikationsfähigkeiten gefördert.

3.2.1.5 Tutorielle Systeme

Tutorielle Systeme sind die „klassischen" Lernprogramme und werden gerade in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung häufig eingesetzt.

Mit tutoriellen Systemen soll neues Wissen vermittelt werden. Die Lerninhalte sind in strukturierten Lerninhalten miteinander verknüpft. Ein apersonaler Tutor nimmt die Aufgaben eines Dozenten war und vermittelt Informationen, stellt Fragen und überprüft die Antworten der Lernenden.

 

3.2.2 Einteilung nach Instruktionsimplementierung

Unter Instruktionsimplementierung wird die informationstechnologische Umsetzung des Instruktionsdesigns verstanden. Unter Berücksichtigung des Instruktionsdesigns lassen sich nach Seufert (1996) Computerlernsysteme wie folgt unterscheiden:

3.2.2.1 Präsentationssysteme

Eine selbstablaufende Demo („Slideshow") auf dem Computer kann als Beispiel für ein Präsentationssystem genannt werden. Die Informationen sollen möglichst professionell präsentiert werden und können neben traditionellen Unterrichtsmedien, wie z. B. Overhead-Projektor, Diaprojektor oder Tafel, eingesetzt werden: Der Lernende hat keine Möglichkeiten zu entdeckendem Lernen.

3.2.2.2 Interaktive Systeme

Der Lernenden wird aktiv in den Lernprozeß einbezogen. Der Benutzer hat durch verschiedene Frage-, Darstellungs- und Hilfsmöglichkeiten eine Reihe von Auswahlmöglichkeiten während des Lernprozesses.

3.2.2.3 Hypertext- und HyperMedia-Systeme

Durch die Hypertexttechnologie sollen Lehrmaterialien strukturiert und in Beziehung gesetzt werden. Die Lehrstoffinhalte werden in einem Netzwerk im Gegensatz zu einem Buch nicht-linear dargestellt. Das Netz besteht aus Knoten, auf denen die unterschiedlichen Kapitel des Lehrstoffes gespeichert sind und Verknüpfungen (Links), welche die einzelnen Knoten verbinden und mit denen man sich zwischen den verschiedenen Themen bewegt.

Bei Hypertext-Systemen liegen die Wissensbestandteile in reiner Textform vor, während bei HyperMedia-Systemen zusätzlich Grafiken, Bilder, Video- und Audiosequenzen, usw. verwendet werden können, um den Lehrstoff interessanter zu gestalten.

3.2.2.4 Multimedia-Systeme

Bei Multimedia-Systemen wird der Lehrstoff ebenfalls unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Medien präsentiert, darüber hinaus wird der Interaktionsgrades des Nutzers durch den Einsatz von Virtual Reality (VR) Technologien erhöht. Eine virtuelle Welt wird simuliert und ein Raumerlebnis erzeugt. Dem „Cybernauten" werden mit Hilfe von Farbdisplays, die an einem Datenhelm fixiert sind, ein dreidimensionaler Eindruck einer virtuellen Welt vermittelt. Mit Sensoren wird im Helm die Stellung des Kopfes abgetastet und die Bildinformationen der Umgebung werden dementsprechend verändert. Räumliche Interaktion geschieht durch den Datenhandschuh und Datenanzug, die ebenfalls mit Sensoren ausgestattet sind.

 

3.3 Ziel des Einsatzes von computergestützten Lernsystemen

Das Ziel des Einsatzes von computergestützen Lernsystemen in beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen besteht darin, die Effizienz und die Qualität der Lernprozessen für den Lernenden und die Unternehmen zu steigern. „Die immer kürzer werdenden Innovationszyklen führen zudem in allen Unternehmensbereichen zu einer beschleunigten Weiterentwicklung des Fachwissens, so daß die in der Erstausbildung erworbenen Qualifikationen längst nicht mehr für das gesamte Berufsleben ausreichen. Neue Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse müssen ständig bedarfsgerecht entwickelt und verfügbar gemacht werden. Die Bereitschaft aller Beschäftigten zum lebenslangen Lernen ist hierfür von entscheidender Bedeutung." (Cordes, 1997:2)

Nach Seufert (1986) lassen sich folgende Vorteile für den Einsatz von computergestützten Lernsystemen zusammenfassen:

Für den Lernenden bieten computergestützte Lernprogramme die folgenden Vorteilen, welche die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen:

Für Unternehmen bestehen durch den Einsatz von computergestützten Lernsystemen die folgenden Vorteilen, wobei betriebswirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund stehen:

Fachkräfte müssen in immer kürzeren Zyklen mit neuem Fachwissen versorgt werden. Lernprogramme bieten für größere Unternehmen die Möglichkeit, viele Mitarbeiter mit dem entsprechenden Wissen und Informationen zu versorgen. Der Knappheit von Ressourcen, wie zum Beispiel Lehrkräfte und Schulungsräume, kann durch den Einsatz von computergestützten Selbstlernphasen positiv begegnet werden. Die Kosten für die Entwicklung von Lernsoftware amortisieren sich mit steigender Teilnehmerzahl gegenüber den Kosten für Dozenten, Reise-, Hotel-, Verpflegungsabrechnungen bei externen Weiterbildungsseminaren.

 

4 Telelearning

Durch den rasanten Ausbau des Internets gewinnen netzbasierte computergestützte Schulungskurse immer mehr an Bedeutung. Über die Telefonleitung lassen sich die Kursunterlagen inklusive von Bildern, Klängen und Videos mit relativ geringen Kosten in kurzer Zeit über die ganze Welt verschicken. Beim internetbasierten Telelearning (Bildungsprozeß, der auf elektronischen Fernverbindungen basiert) hat der Lernende somit weltweiten Zugriff auf elektronisch gespeicherte Informationen. Durch e-Mails kann ein Dozent zusätzlich mit den Kursteilnehmern, die sich an verschiedenen Orten aufhalten können, in Verbindung treten und diese beraten, diese Szenario wird dann als Teletutoring bezeichnet.

Durch die Orts- und Zeitflexibilität des Telelearning gewinnt der Lerner an Autonomie. Der Lernende entscheidet eigenständig, wann er die Lektionen des Weiterbildungskurses bearbeitet, aber auch mit welchem Tempo und welchem Lernkonzept.

Folgende Arten der Informationsgewinnung sind für den Lernenden im Internet möglich:

E-Mail: Per e-mail können elektronische Nachrichten zwischen den einzelnen Lernenden verschickt werden, um zum Beispiel Fragen zu stellen. Im Zweifelsfall kann auch der Dozent eine Kopie einer solchen Nachricht erhalten, wenn die Kursteilnehmer bei einer Fragestellung nicht mehr weiter kommen. Durch e-Mail wird die Kommunikation zwischen räumlich verteilten Individuen erleichtert und positive gruppendynamische Prozesse können eingeleitet werden. E-mails unterscheiden sich von analogen Briefen und repräsentieren eine neue, eher verkürzte, spontane, kostenkünstige und informelle Kommunikationsform.

Fachliche Newsgroups: Newsgroups sind thematisch strukturierte Diskussionsforen, deren Artikel nicht wie beim E-Mail an Adressaten verschickt werden, sondern auf einem zentralen Newsserver, der öffentlich zugänglich ist, gespeichert werden. Möchte der Lernende einen Beitrag lesen, stellt er per Modem eine Verbindung zum Newsserver her und kann dann anhand der jeweiligen Überschriften entscheiden, welche Artikel interessant sein könnten. Gleichermaßen kann ein eigener Artikel auf den Newsserver kopiert werden und steht dann allen Nutzern der Newsgroup zur Verfügung.

World Wide Web: Eine WWW-Seite ist im Normalfall ein Hypertextdokument, in welchem der Lernende mit Hyperlinks zwischen den verschiedenen Textteilen, aber auch externen WWW-Seiten bewegt. Zur Nutzung des WWW wird ein sogenanter WWW-Browser (z.B. Netscape, Microsoft Explorer) benötigt, der das Manövrieren durch die verschieden Internetangebote erst möglich macht. Im Gegensatz zum linearen Text, verfolgt der Weiterbildungskandidat Hyperlinks, die wichtig erscheinen und landet dann auf immer neuen WWW-Seiten, bis die richtige Information gefunden ist. Unterstützt wird dieser Prozeß von sogenannten Suchmaschinen zum Beispiel Altavista und Yahoo, in welchen der Lernende durch die Eingabe von Schlüsselbegriffen direkt zum Ziel gelangen kann.

Softwaredownload: Sharewareprogramme dürfen frei und von jedermann getestet werden. Nach einer Probezeit müssen sie dann bezahlt werden, wenn sie weiter genutzt werden sollen. Freewareprogramme stehen unbeschränkt kostenlos zur Verfügung. Ein gewünschtes Lernprogramm kann aus dem Internet auf den eigenen PC überführt (download) und dann vom Lernenden benutzt werden.

Das eigenständige Lernen im Internet birgt die Gefahr, daß sich der Lernende beim Suchen nach Informationen im Internet verliert und vom eigentlichen Lernziel abkommt. „Der Navigationsweg gleicht somit einer linearen Assoziationskette, bei der gelegentlich Neues gefunden und auch gelernt wird, nicht aber ein Lernziel gemäß einer didaktischen Systematik erreicht wird. Der Gewinn an Autonomie kann offensichtlich auch zu einer curricularen Entgleisung führen." (Schwarzer 1998: 14) Um dieser Gefahr entgegenzuwirken ist es wichtig, daß eine Selbstlernqualifikation durch den Dozenten gefördert wird, damit die Kursteilnehmer gezielt lernen mit der Informationsflut richtig umzugehen und nicht den eigentlichen Lernauftrag aus den Augen zu verlieren.

Die Vorteile des Telelearning liegen aus didaktischer Sicht in der Aktivität, Interaktivität und Selbststeuerung. Der Lernende nimmt den Lernstoff nicht passiv als Rezipient auf, sondern durch aktive Beschäftigung mit der Materie. Interaktion ist durch die eigenständige Auswahl des Lernweges und die mögliche Kooperation mit anderen Lernenden möglich; kooperatives Teamlernen wird gefördert. Selbststeuerung weist auf die Autonomie des Lernenden hin, selbst über Raum und Zeit, aber auch die Lerninhalte zu bestimmen.

 

5 Einsatzmöglichkeiten in der Forstverwaltung

Für Weiterbildungsmaßnahmen in der Forstverwaltung spielen computergestützte Lernsysteme bisher kaum eine Rolle. Hauptgrund dürfte dafür sein, daß sich die Kosten für die Entwicklung von Lernsoftware erst rechnen, wenn eine große Anzahl von Personen geschult wird. Computergestütztes Lernen könnte aber bei jeder Art der Vermittlung von Standardwissen, zum Beispiel bei EDV-Schulungen in Textverarbeitung und Tabellenkalkulation, benutzt werden, weil es für diesen Bereich schon gut entwickelte Lernprogramme gibt, die auch in anderen Branchen erfolgreich eingesetzt werden. Neben dem Bereich EDV gibt es aber noch eine ganze Fülle von interessanten Anwendungsmöglichkeiten für Lernsoftware.

Hier einige ausgewählte Beispiele von Angeboten für computergestütztes Lernen aus dem Selbstlernzentrum der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit in Eschborn:

Kommunikation: Team-up, Erfolgreich kommunizieren, Überzeugen durch Körpersprache, Besprechungen erfolgreich gestalten, usw.

Management: Grundlagen der Betriebswirtschaft, Learning by doing durch interaktive Unternehmenssimulation, Effizient Führen, Zielgerecht planen und organisieren, Grundlagen des integrativen Qualitätsmanagement, Arbeitsrecht effizient anwenden, erfolgreiche Bürokommunikation, Kostenrechnung leicht gemacht, usw.

Persönlichkeitsentwicklung: Time Winner – Zeitmanagement, Vergiß deine Vergeßlichkeit, Karriere Training, usw.

Innerhalb der Forstverwaltung ist als zweiter wichtiger Grund für die Nichtberücksichtigung von computergestützten Lernsystemen die relativ geringe Ausstattung der Mitarbeiter mit Computerhardware zu nennen. Revierförstereien sind in Baden-Württemberg nicht mit Computern ausgestattet, aber auch auf den Forstämtern stehen keine multimedialen Lerncomputer zur Verfügung. Um den zukünftigen Einsatz dieser Lernform innerhalb der Forstverwaltung zu realisieren, wäre es deshalb nötig entweder auf den Forstämtern Computerselbstlernzentren einzurichten oder die Revierförster mit Multimediacomputern inklusive Internetzugang auszurüsten. Für das individuelle Telelearning wären nach solch einer Investition, neben den oben erwähnten Kursen, noch folgende Einsatzmöglichkeiten denkbar:

 

E-Mail

Durch den Einsatz von e-Mail könnten Forstwissenschaftler und Forstpraktiker berufliche Fragestellungen weltweit, zu relativ geringen Kosten, diskutieren. Auch für die Bevölkerung bestände durch dieses Medium die Möglichkeit zur Kommunikation mit den Forstbeamten.

Fachliche Newsgroups

Auch in Newsgroups wäre fachlich Kommunikation möglich. Beispiele für forstlich relevante Newsgroups sind im deutschen Agrarinformationsnetz (www.dainet.de) oder international bei dejanews (www.dejanews.com) in den USA zu finden.

World Wide Web

Über das WWW könnte Literatursuche in den Onlineversionen von forstlichen Fachzeitschriften z.B. AFZ (www.blv.de/afz), Holzzentralblatt (www.holz-zentralblatt.com) und in Onlinebibliotheken (z.B. WWW Virtual Library) erfolgen und ein Zugang zu forstlich relevanten Datenbanken, z.B. FAO (www.fao.org) und Zentralstelle für Agrardokumentation (www.zadi.de) wäre gewährleistet. Aber auch die Informationen der forstlichen Fakultäten, Forschungseinrichtungen, Verbände und Institutionen stehen im Internet zur Verfügung.

Durch die multimedialen Fähigkeiten der heutigen Computergeneration und die kontinuierlich fallenden Telekommunikationskosten wird das Telelearning in Zukunft noch an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnen. Der mögliche Einsatz dieser Weiterbildungsmethode sollte in der Forstverwaltung kritisch diskutiert werden.

Ansprechpartner

Matthias Leibbrand
FVA, Abteilung Forstwirtschaft und Forstbenutzung
Tel. 0761-4018-243
E-mail: leibbrand@fva.bwl.de

 

6 Literaturverzeichnis

Argyris, C. (1997): Wissen in Aktion: Eine Fallstudie zur lernenden Organisation. Klett-Cotta, Stuttgart, 288 S.

Baumgartner, P. u. Payr, S. (1994): Lernen mit Software. Österreichischer Studien Verlag, Innsbruck, 268 S.

Berdegue, J. A. u. Hart, R. D. (1997): Electronic opportunities for forestry ecucation networking. Unasylva 48, Nr. 2, S. 26-31.

Bergler, M. (Hrsg.) (1996): Didaktik des Fernstudiums aus erwachsenpädagogischer Sicht: Dokumentation zum Symposium am 6./7.11.1996. Deutsches Institut für Fernstudienforschung, Tübingen, 168 S.

Blume, D. (Hrsg.) (1996): Handlungsorientiert lernen mit Multimedia: Lernarrangements planen, entwickeln und einsetzen. Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, Nürnberg, 388 S.

Burg, T. E., Cameron, P. J., Lime, S. D. u. Lane, S. (1997): An Internet-based forest fire information system. Unasylva 48, Nr. 2, S. 32-38.

Cordes, M. (1997): Gestaltung interaktives multimedialer Lernanwendungen im Qualitätsmanagement. VDI Verlag GmbH, Düsseldorf, 145 S.

Dick, E. (1993): Didaktische Gestaltung von Lehr- und Lernprogrammen: Beitrag zu einer Didaktik des computerunterstützten Lehrens und Lernens. Pädagogische Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung in Baden-Württemberg, Stuttgart u. Inzigkofen, 84 S.

Dittler, U. (1996): Von Computerspielen zu Lernprogrammen: Empirische Befunde und Folgerungen für die Förderung computergestützten Lernens. Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt, 211 S.

Drechsel, K., Storz, P. u. Wiesner G. (Hrsg.) (1996): Untersuchungsfeld betriebliche Aus- und Weiterbildung: Tradition, Gegenwart, Perspektive. Verlag Modernes Studieren GmbH, Hamburg u. Dresden, 231 S.

Dykstra, D. P. (1997):Information systems in forestry. Unasylva 48, Nr. 2, S. 10-15.

Euler, D. (1992): Didaktik des computerunterstützten Lernens: praktische Gestaltung und theoretische Grundlagen. Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH, Nürnberg, 224 S.

Hedtke, R. (Hrsg.) (1997): Vom Buch zum Internet und zurück: Medien- und Informationskompetenz im Unterricht. Winklers Verlag, Darmstadt, 171 S.

Herter, J. (1998): Weiterbildungsmanagement im Produktionsbetrieb: Didaktische Grundlagen zur Bedingungsanalyse und Entscheidungsfindung. Deutscher Studien Verlag, Weinheim, 230 S.

Hubert, G. u. Mayer, F.-J. (1996): Internet und Elektronische Post. Der Datenhighway durch den Wald: Spielerei oder wichtige Information. Allgemeine Forst Zeitschrift, Jg. 51, Nr. 12, S. 673-674

Issing, L. F. u. Klimsa, P. (Hrsg.) (1997): Information und Lernen mit Multmedia. 2. überarbeitete Auflage. Psychologie Verlags Union, Weinheim, 494 S.

Kalkbrenner, G. (1996): Computergestütztes Lernen und Teledienste. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden, 169 S.

Kerres, M. (1998): Multimediale und telemediale Lernumgebungen: Konzeption und Entwicklung. R. Oldenbourg Verlag, München, 399 S.

Kubicek, H., Braczyk, H.-J., Klumpp, D., Müller, G., Neu, W., Raubold, E. u. Roßnagel, A. (Hrsg.) (1998): Lernort Multimedia: Jahrbuch Telekommunikation und Gesellschaft 1998. R. v. Decker‘s Verlag, Hüthig GmbH, Heidelberg, 466 S.

Liebert, K.-H. (1992): Pädagogik im Netzwerk computergestützter Lernsysteme: Über Stellenwert, Handlungs- und Einflussmöglichkeiten der Pädagogik im Netzwerk computergestützter Lernsysteme. Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg, 275 S.

Ludes, P. u. Werner, A. (Hrsg.) (1997): Multimedia-Kommunikation: Theorien, Trends und Praxis. Westdeutscher Verlag, Opladen, 244 S.

Mitzlaff, H. (Hrsg.) (1996): Handbuch Grundschule und Computer. Beltz Verlag, Weinheim u. Basel, 348 S.

Möhrle, M. G. (1996): Betrieblicher Einsatz Computerunterstützten Lernens: Zukunftsorientiertes Wissensmanagement im Unternehmen. Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig, u. Wiesbaden, 362 S.

Pitter, K., Amato, S., Callahan, J., Minato, R. u. Spalti, M. (1997): Studieren mit dem Internet: Der Schlüssel zu Bibliotheken, Datenbanken, Software und Newsgroups. Carl Hanser Verlag, München u. Wien, 204 S.

Richardson, D. (1997): The Internet and rural development: opportunities for forestry. Unasylva 48, Nr. 2: S. 3-9.

Riehm, U. u. Wingert. B. (1995): Multimedia: Mythen, Chancen und Herausforderungen. Bollmann Verlag GmbH, Mannheim, 278 S.

Schanze, H. u. Kammer M. (Hrsg.) (1998): Interaktive Medien und ihre Nutzer (Band 2): Zugangsoberflächen: Türen zum Netz. Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 171 S.

Schmidt, H. u. Stark, G. (1996): Computer Based Training in der betrieblichen Lernkultur: - eine Führungsaufgabe. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 362 S.

Schreiber, A. (1998): CBT-Anwendungen professionell entwickeln. Springer-Verlag, Heidelberg, 410 S.

Schwarzer, R. (Hrsg.) (1998): Multimedia und Telelearning: Lernen im Cyberspace. Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main, 235 S.

Seidel, C. (1993): Trends beim Computer Based Training. In: Seidel, C. (Hrsg.): Computer Based Training: Erfahrungen mit interaktivem Computerlernen. Göttingen. C. Seidel, Stuttgart, S. 9-29.

Seufert, S. (1996): Computer Assisted Learning (CAL): Grundlagen–Varianten-Entwicklung. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden, 282 S.

Timinger, M. (1996): Forstwirtschaft und Internet. Allgemeine Forst Zeitschrift, Jg. 51, Nr. 21, S. 1160-1161.

Weber, N. (1996): Internet-Einsatz in der forstlichen Hochschullehre. Allgemeine Forst Zeitschrift, Jg. 51, Nr. 21, S. 1162-1164.

Witthaus, U. u. Wittwer, W. (Hrsg.) (1997): Vision einer lernenden Organisation: Herausforderung für die betriebliche Bildung. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 245 S.

Zimmer, G. (Hrsg.) (1995): Qualitätssicherung des Fernunterrichts in Europa. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 315 S.


Homepage der FVA